Kaufering – Mit zwei Spielen, die beide erst in der Verlängerung entschieden wurden, ist die Regionalliga Bayern der Floorballer am Sonntag in Kaufering aus der rund viermonatigen Corona-Pause zurückgekehrt, die sich Verband und Vereine selbst auferlegt hatten. Bei ihrer 3:4-Niederlage gegen die Lumberjacks Rohrdorf fuhren die NUT‘s 04 Nürnberg die ersten Punkte der Saison ein, die Reserve der Red Hocks Kaufering ist nach einem 7:6 über Augsburg neuer Tabellenführer – wenn auch mit einer absolvierten Partie Vorsprung.
NUT’s 04 Nürnberg vs. Lumberjacks Rohrdorf
Geeint waren beide Mannschaften in ihrer dünnen Besetzung: „Zu unseren Langzeitverletzten kamen leider noch ein Coronaausfall sowie eine kurzfristige krankheitsbedingte Absage“, schildert Lumberjacks-Captain Valentin Coric die Ausgangslage. „Somit konnten wir leider nicht mit zwei kompletten Blöcken arbeiten und mussten etwas rotieren.“ Gerade einmal jeweils neun Feldspieler boten die Teams im Spiel zwischen Nürnberg und Rohrdorf auf – die Herangehensweise, um diesem personellen Engpass zu begegnen, hatten sich beide aber recht unterschiedlich zurechtgelegt. Während die NUT’s sich auf eine kompakte Verteidigung vor ihrem sicheren Torwart Timm Krüger konzentrierten und die Puste für schnelle Nadelstiche sparten, suchten die Lumberjacks ihre Lösung in längeren Ballbesitzzeiten und Kontrolle. Offensiv so richtig effizient war über weite Strecken keiner der beiden gewählten Ansätze. Erst in der 16. Minute vollendete Joshua Platten einen Nürnberger Angriff zum 1:0.
Eine halbe Minute zurück aus der Kabine schienen die Lumberjacks die Lösung im zweiten Drittel gefunden zu haben, Coric glich aus. Doch auch danach änderte sich am Spielstand lange nichts, ehe eine Hereingabe von Andreas Kicks Fuß zur ersten Rohrdorfer Führung ins eigene Tor sprang (31.). „Trotz der größeren Spielanteile und vieler Chancen konnten wir das Spiel nicht so gestalten, wie wir es uns vorgenommen hatten“, erklärt Coric. „Es war zu jeder Zeit sehr knapp.“
„Zu jeder Zeit knapp“
Das blieb es auch, denn keine 20 Sekunden später glich Nürnbergs Captain Jonas Mumperow wieder aus – in Corics Augen einer von zwei Schlüsselmomenten des Spiels. Der andere folgte gut vier Minuten vor Schluss: Rohrdorf hatte bis dahin rund zehn Minuten lang seine Führung durch Sebastian Tiefenthaler (46.) erfolgreich verwaltet, geriet dann aber in eine zweiminütige doppelte Unterzahl (55.), die Platten (56.) auch nutzte.
Die Partie ging in die Verlängerung, wo Florian Faltermeier hinter dem Nürnberger Tor den Ball eroberte und auf Tiefenthaler legte, der den Lumberjacks mit dem 3:4 aus kurzer Distanz den Zusatzpunkt sicherte. Mehrere NUT’s hatten im vorangegangenen Zweikampf ein Foul gesehen und protestierten lautstark, doch es blieb dabei. Rohrdorf hält den Anschluss zur Tabellenspitze, die Franken verbuchen den ersten Punkt, sind aber bereits etwas ins Hintertreffen geraten.
Red Hocks Kaufering 2 – TV Augsburg
Führungswechsel, lautstarke Unterstützung von den Rängen, ein Ausgleich ganz kurz vor Schluss und der Siegtreffer vier Sekunden vor Ende der Overtime – das Lech-Derby zwischen den Red Hocks und dem TV Augsburg wurde zumindest in seiner Dramaturgie fast 70 Minuten lang den Erwartungen an ein Spitzenspiel gerecht. „Das war ein spannender und intensiver Wiedereinstieg“, schnauft Kauferings Verteidiger Noah Gold hernach durch.
„Ein klasse Match“, bestätigt auch TVA-Spielertrainer Daniel Nustedt, das 16 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit seinen prägenden Wendepunkt fand: Die mit 5:6 hinten liegenden Red Hocks hatten inmitten einer längeren Drangphase gerade ein Powerplay ungenutzt vergeben und Torwart Jonas Schweyer zugunsten eines zusätzlichen Angreifers vom Feld beordert, als Johannes Föhr nochmal zum Schuss ansetzte. Der Ball flog an mehreren Beinen vorbei und schlug im langen Eck ein – Verlängerung.
Schon bis dahin war die Partie sehr wechselvoll verlaufen. Mit einer starken Einzelaktion und dem 1:0 sorgten Benedikt Föhr (4.) sowie wenig später Marek Sedelmeier (7.) für einen flotten Auftakt, der wenig später aber von zwei Verletzungen überschattet wurde: Augsburgs Torschütze blieb nach einem Zweikampf liegen und musste das Spiel beenden, auch für Kauferings Stefan Bergmair, der unter Schmerzensschreien zu Boden ging, war wenig später vorzeitig Schluss.
Beide Teams reagierten geschockt. Der TVA spielte im ersten Drittel mit Angriffen über die Bande den Gastgebern in die Karten, die ihrerseits wenig Struktur in ihren daraus resultierenden Ballbesitz brachten. Bezeichnend das 2:1, bei dem ein hoher Schlag Justus Wendes weit aus der eigenen Hälfte leicht abgefälscht von Benedikt Föhr den Weg ins Tor fand (19.).
Oberwasser im Lech-Derby
„Im zweiten Drittel sind wir aber stark zurückgekommen“, lobt Nustedt. Nils Sedelmeiers Ausgleich (23.) beantwortete Gold am Ende einer Kombination nochmals mit der Kauferinger Führung (27.), dann gewann der cleverere TVA an Oberwasser. Begünstigt durch offensive wie defensive Kauferinger Fehler stellten Marian Poppr (28.), Marianne Schürmann (29.) und Marius Merz (33.) auf ein verdientes 3:5. Der Anschlusstreffer Moritz Huppmanns (36.), der per Rückhand genau das Kreuzeck fand, hielt den Kampfgeist der Red Hocks am Lodern.
Zwar legten die Augsburger durch Nils Sedelmeiers (44.) nochmals vor, doch gehörte das letzte Drittel den Gastgebern. Bis auf das 5:6, Maximilian Falkenberger legte von hinter dem Tor auf Lukas Wexenberger (53.), blieb der Kauferinger Druck jedoch unvollendet. Augsburg wehrte sich entschlossen und konnte sich auf Torwart Martin Finkenzeller verlassen – bis Johannes Föhr ganz genau zielte und die Partie in die Overtime schickte. „Klar, das war der ausschlaggebende Moment des Spiels“, fiel Verteidiger Gold die Suche nach dem Knackpunkt des Spiels nicht schwer.
Wiederholung der Ereignisse
Mit dem in den letzten Sekunden entrissenen dreifachen Punktgewinn vor Augen richteten sich die Augsburger nochmals auf und hielten durch einzelne gefährliche Konter dagegen, insgesamt hatten die Red Hocks nun aber Rückenwind. Dann wiederholten sich die Ereignisse: Erneut vergab Kaufering eine zweiminütige Überzahl, doch abermals sollte wenig später noch ein Tor fallen – diesmal das entscheidende. Zehn Sekunden vor Ablauf der Zeit wählte Tizian Heinzelmann nicht den direkten Weg zum Tor, sondern kurz nach der Mittellinie den Doppelpass mit der Bande. Der Verteidiger nutzte den so freigespielten Raum, zog ab und traf aus ähnlicher Position wie zuvor Föhr ins lange Eck – 7:6, aus.
Kaufering steht mit einem Spiel Vorsprung nun an der Tabellenspitze. „Trotzdem war es eine kämpferisch und spielerisch starke Leistung“, sieht Nustedt beste Voraussetzungen, den Platz an der Sonne wieder zurückzuholen. Der nächste Spieltag findet am kommenden Samstag in Augsburg statt.
Beitragsfoto: Archiv/Martin Finkenzeller
Aus Gründen der Transparenz: Der Autor dieses Textes war als Schiedsrichter am ersten und als Spieler am zweiten Spiel beteiligt.