Hamburg – Die Süd-Auswahl hat bei der Wintertrophy in Hamburg alle Spiele gewonnen. Dazu, dass das nicht zu einem deutlichen Erfolg ganz ohne zwischenzeitliche Rechenspiele reichte, führte ein echtes Kuriosum: Für jeden dieser vier Siege war eine Overtime notwendig.
Dreimal führte der Süden in seinen drei Samstagsspielen mit 2:0, dreimal ging es noch in die Verlängerung, dreimal endete die Nervenschlacht glücklich. Während das Match gegen den Osten mit 2:2 in die Extraschicht ging, um dort durch Arthur Sobe (46.; Stern München) seinen Sieger zu finden, riss der Faden gegen Sachsen-Anhalt im letzten Drittel derart, dass sieben Minuten vor dem Ende sogar der einzige Rückstand des Tages zu verbuchen war. Julian Kappler (41.; Kloten-Dietlikon/Tübingen) und dann in Overtime Sebastian Unterberger (48.; Stern München) belebten die Titelhoffnungen des Südens wieder.
“Irgendwann Kopfsache”
„Wir haben in beiden Spielen zwei sehr gute und kontrollierte Drittel gezeigt“, lobt Landestrainer Daniel Nustedt, um dann einzuschränken: Dass die Dominanz gegen stetig besser werdende Gegner in den Schlussabschnitten abhanden kam, habe auch an schlechten Entscheidungen auf dem Feld gelegen. „Doofe Gegentore“ bemängelte Angreifer Sobe bereits nach dem Spiel gegen den Osten. Der eine abgegebene Punkt ärgerte ihn – schon bevor sich die Ereignisse gegen Sachsen-Anhalt wiederholten. Zwei Tore vorlegen, die Führung wieder abgeben – „irgendwann wurde es dann auch Kopfsache“, bestätigte Kappler nach der zweiten Partie.
Hin und Her im Nord-Süd-Gipfel
Nichtsdestotrotz war sich der Trainerstab vor dem mit Spannung erwarteten Duell mit dem Norden, dem inoffiziellen Finale der vorangegangenen Trophy, sicher: „Die Jungs waren sowas von bereit“, so Nustedt. Seine Mannschaft habe Spiel für Spiel an Teamgeist und Reife gewonnen. Doch erneut gelang es nicht, sich abzusetzen. Dass dann auch diese Begegnung in die Verlängerung musste, dämmerte vielen der 271 Zuschauern wohl schon frühzeitig – obwohl Tim Rossié (Ingolstadt) den zwischenzeitlichen Ausgleich mit dem 3:2 beantwortete (35.). Klar sei das Thema, dass vorab bereits zwei Zweitoreführung abgeben worden waren, in den Köpfen präsent gewesen, bestätigt Lovis Sturm (Stern München). Kappler war es, der 59 Sekunden vor Ablauf der Overtime entscheidend traf und dem Süden damit auch den direkten Vergleich gegen Titelaspirant und Gastgeber Norden sicherte.
Dass der Weg in die Verlängerung auch ganz andere dramaturgische Wendungen nehmen kann, zeigte tags darauf der Vergleich mit dem Westen: 0:2-Rückstand trotz dominanten Phasen, Anschluss Unterberger (18.), Ausgleich Kappler (28.) – und der irgendwie unvermeidliche Verlängerungs-Siegtreffer, diesmal durch Vincent Kliemann (48.; Kaufering). So fuhr der Süden die Punkte sieben und acht ein. „Wir haben zweimal nicht aufgepasst, was uns den Rückstand eingebrockt hat, sind dann aber ruhig geblieben“, erklärt Nustedt, der vor Ablauf der regulären Spielzeit sogar Torwart Dominik Fellner (Kaufering) vom Feld beorderte, um mit einem sechsten Feldspieler nachzulegen. „In der Overtime gewinnen, das kennen wir jetzt ja“, konstatierte Angreifer Yannik Melchior (Ingolstadt) hernach.
Sachsen-Anhalts Schützenhilfe
Dass die trotz vier Siegen nicht optimale Punktausbeute zum großen Wurf reichte, war dann Sachsen-Anhalt zu verdanken. Denn für den Trophy-Sieg benötigten die süddeutschen Talente Schützenhilfe. Diese kam und natürlich war eine Overtime notwendig – der Norden zog mit 2:3 den Kürzeren und der punktgleiche Süden vorbei. Eine ebenfalls starke Ausbeute gelang bei der Ehrung des All Star Teams: Mit Kappler, Sturm und Unterberger war Team Süd gleich dreifach vertreten.
„Ein Wochenende wie ein kitschiger Film“, fasst Nustedt die letzte Trophy für die Jahrgänge 2006/07 und auch weite Teile des Trainerstabs zusammen. „Jedes Spiel für sich war ein mentaler Kampf, hatte Höhen und Tiefen.“ Mit dem Ball habe sein Team eine insgesamt starke Leistung abgerufen. „Defensiv haben es auch die anderen Teams gut gemacht und unsere Probleme aufgedeckt, wenn sie uns hoch gepresst haben.“ Dass eine Mannschaft in sämtlichen Spielen in die Overtime muss und diese dann jedes Mal für sich entscheidet, um am Ende noch den Pokal in die Höhe stemmen zu können, werde wohl für lange Zeit einzigartig bleiben.
Landeskader auf Trainersuche
Für den U17-Landeskader beginnt nun eine neue Kampagne: Die Jahrgänge 2006/07 scheiden aus, der U15-Landeskader rückt nach. Eine entscheidende Rolle für die weitere Entwicklung nimmt das neue Trainerteam samt Teammanager ein. Alle Infos zu den Bewerbungen für gleich mehrere noch zu besetzende Stellen finden sich hier (Head Coach, Torhüter Coach, Teammanager).
Bei der Trophy 2023 waren diese Spieler für den Süden im Einsatz: Lovis Sturm (Stern München), Imo Ziemendorf (Stern München), Jonathan Krevet (Kaufering), Oskar Hampel (Stern München), Fabian Nitschke (Puchheim), Lukas Trieb (Kaufering), Jannik Melchior (Ingolstadt), Jonas Knaus (Nordheim), Tim Rossié (Ingolstadt), Sebastian Unterberger (Stern München), John Blümke (Kaufering), Ferdinand Reichenberger (Kaufering), Johannes Probst (Amendingen), Julian Kappler (Kloten-Dietlikon/Tübingen), Gregor Denk (Kaufering), Arthur Sobe (Stern München), Vincent Kliemann (Kaufering), Justus Kochsiek (Kaufering), Dominik Fellner (Kaufering), Phillip Roßmann (Stern München), Hannes Priller (Puchheim; verletzt)
Trainerteam: Daniel Nustedt (Head Coach), Federico Vanoni (Trainer), Shouei Yiu (Torhüter), Kirena Müller (Mentaltrainerin), Reiner Schröppel (Teammanager)
Beitragsfoto: Trieb