U17 Junioren: Trophy in den letzten Sekunden verteidigt

Magdeburg – Am Ende gab es kein Halten mehr: In einer irren Schlussphase hat der neuformierte U17-Landeskader der Floorballjunioren seinen Trophy-Titel in Magdeburg verteidigt. Weil zeitgleich auch die Juniorinnen siegten, war es für die Regionalauswahlen des Südens ein doppelt goldenes Wochenende.

Der Saisonmanager des Floorball-Verbands Deutschland, die Online-Drehscheibe rund um den Spielbetrieb, kennt nur die Tordifferenz als Bemessungsgrundlage, keinen direkten Vergleich. Die Siegerfotos vom Sonntag in Magdeburg lassen zwar keinen Zweifel zu: Der süddeutsche Landeskader der U17-Junioren hat das Kräftemessen der Regionalauswahlen gewonnen. Doch zeigt auch diese Episode, die die in Wirklichkeit zweitplatzierte Konkurrenz zumindest virtuell zum Sieger kürte, wie knapp es erneut zuging.

Nach dem Trophygewinn im Winter hatte sich der allergrößte Teil des damaligen Landeskaders altersbedingt aus der U17 verabschieden müssen. Zudem machte sich das Gros des Trainerstabs mit diesem Erfolg im Gepäck auf in Richtung neuer Herausforderungen. Doch auch mit neuformierter Truppe blieb für alle, die es mit dem Süden halten, das alte Zittern: wenn erstplatziert, dann mit allen erdenkbaren Wendungen und Herzschlag-Finishs.

Waren im Januar noch vier Verlängerungen notwendig um sich die Krone aufzusetzen, so brauchte es diesmal zweifache Schützenhilfe und zwei eigene Treffer in den letzten 77 Sekunden des Wochenendes. Dass mit Johannes Probst (SV Amendingen) zurecht ein Süd-Angreifer und gleichzeitig Vertreter der mit zwölf Erfolgserlebnissen sparsamsten Offensive des ganzen Wochenendes ins All-Star-Team berufen wurde – neben ihm sicherten sich auch seine beiden defensiven Teamkollegen Raphael Landherr (Torwart; Amendingen) und Jonathan Krevet (Verteidiger; Red Hocks Kaufering) diese Auszeichnung – zeigt, wie wichtig die letzten beiden der insgesamt vier Tore dieses jungen Mannes waren.

„Punch“ fehlte

Denn bis kurz vor Schluss schien es, als platze der Traum von der Titelverteidigung. Während die Süd-Mannschaft im Kollektiv ausgezeichnet verteidigte – acht Gegentore aus vier Partien sind eine bemerkenswert starke Quote – war das Spiel nach vorne auch über längere Strecken eher unrund anzuschauen. Zu Beginn der Kampagne habe das Trainerteam die Defensive noch als Schwachstelle ausgemacht und entsprechend in den Mittelpunkt gerückt, schildert der neue Headcoach Federico Vanoni. Fehler vermeiden, Sicherheit und Kontrolle waren daher die Schlagworte – und auf dieser Basis gute eigene Abschlüsse. „Defensiv sind wir mit dem Ergebnis zufrieden“, fasst er zusammen. Offensiv habe bisweilen aber „der Punch“ gefehlt.

Gegen die West-Auswahl lief der Süden zu oft hinterher. In einem irren letzten Spiel gegen Sachsen-Anhalt sicherten zwei später Treffer von Johannes Probst (blau) aber noch den Trophy-Sieg. (Foto: Floorball Deutschland)

So stand es 1:2, für den Süden hatte Finn Weber (10.; Kaufering) zwischenzeitlich ausgeglichen, als Vanoni im letzten Spiel, gegen den direkten Konkurrenten Sachsen-Anhalt, seine Auszeit ziehen musste. „Auch in dieser Partie sind wir offensiv lange nicht gefährlich genug gewesen“, schnauft der Coach hernach durch. Doch ein Sieg in regulärer Spielzeit musste her – ansonsten würde der Jubel bei Abpfiff auf der anderen Seite des Spielfelds losbrechen.

Torwart Landherr verließ das Feld zugunsten eines weiteren Angreifers, eine Minute später hatte sich Probst in Stellung gebracht, der Plan ging auf: Abschluss aus spitzem Winkel, Ausgleich, noch ein Treffer nötig und 77 Sekunden auf der Uhr. Dass sich Sachsen-Anhalt nun eine Strafe wegen wiederholter Vergehen einhandelte, gab der Süd-Schlussoffensive weiteren Auftrieb. Wieder Probst aus spitzem Winkel, diesmal mit der wohl letzten Aktion, wieder ein Tor. Die verbleibenden acht Sekunden waren nur noch ein kurzes Intermezzo im bayerisch-baden-württembergischen Jubel; nachdem der nächste Bully gewonnen wurde, war das Spiel vorbei und der Süden auf den allerletzten Metern auf den ersten Rang gerutscht.

„Eine wilde Verfolgungsjagd“, räumt der Ausgleich-, Siegtor- und Goldschütze selbst ein. Dabei verweist Probst auf die Kollektivleistung: Mit vereinten Kräften und Teamgeist sei es gelungen, den Bock am Ende noch umzustoßen.

Schützenhilfe notwendig

Überhaupt notwendig geworden waren all diese Wendungen erst dadurch, dass sich der Süden in seinen ersten beiden Spielen als noch nicht wirklich abschlussstark erwiesen hatte. Beim Auftakt, einem im Floorball absolut raren 1:0-Sieg, waren alle Künste von Goalie Landherr notwendig, um das Ergebnis nach einem Treffer Florentin Wölfers (10.) ins Ziel zu retten. Im Spiel danach tappten die Blauen dem konterstarken Westen ein ums andere Mal in die Falle. Nachdem Probst vorgelegt hatte (8.), schepperte es binnen nicht einmal eineinhalb Minuten dreimal. „Die Kontrolle, die wir aus dem Sachsen-Spiel mitnehmen wollten, ging uns da verloren“, räumt Angreifer Imo Ziemendorf (Stern München) ein. „Wir haben in der Offensive zu viele Bälle liegen lassen.“ Coach Vanoni bestätigt das: „Wir haben in den insgesamt ersten 80 Minute nur zwei Tore geschossen und brauchten etwas Anlauf, um ins Turnier zu kommen.“ Nach einem weiteren West-Doppelschlag (38., 39.) kam die Effizienz mit Toren Tom Zöllners (38.; Kaufering), Probst (39.) und Finkenwirths (45.) zu spät. Dass beim Zubettgehen überhaupt noch theoretische Chancen auf den Trophysieg bestanden hatten, war somit dem Umstand zu verdanken, dass der bis dahin heißeste Titelaspirant Westen am Abend in seinem dritten Spiel des Tages noch gegen Sachsen-Anhalt unterlegen war.

Vanonis Team erledigte daraufhin am Sonntagmorgen seine Pflichtaufgabe gegen den Norden. Nach einem schnellen 3:0 durch Imo Ziemendorf (2.), Justus Lerchl (3.) und Kai Finkenwirth (4.; alle Stern München) brannte nichts mehr an; die restlichen Tore zum 4:1-Endstand steuerten Jakob Ole Schäcke (Norden; 18.) und Philipp Härter (TV Schriesheim; 38.) bei. „Anfangs ein guter Job vorne, dann ruhig hinten“, fasst Captain Jonathan Krevet den Blitzstart zusammen, in dessen Nachgang ein noch deutlicherer Sieg aber verpasst wurde. So musste das anschließende 5:4 des Ostens über den Westen den Weg für das Hochspannungs-Finale zwischen dem Süden und Sachsen-Anhalt bereiten – wo der Süden dann zum genau richtigen Zeitpunkt seinen „Punch“ wiederentdeckte.

Zu den Statistiken des Wochenendes.

Kader: Jasper Kunzendorf, Raphael Landherr (Tor), Jannik Buhmann, Moritz Franz, Jonathan Krevet (Foto), Justus Lerchl, Felix Melchior, Andre Singer, Amir Tas (Verteidigung), Roman Daugavet, Kai Finkenwirth, Philipp Härter, Johannes Probst, Luca Scharnagl, Lasse Waffler, Finn Weber, Florentin Wölfer, Maxim Zhushman, Imo Ziemendorf, Tom Zöllner (Angriff)

Beitragsfoto: Marion Finkenwirth

Oh, hallo 👋
Schön, dich zu treffen.

Trag dich ein, um regelmäßig
die aktuellesten Inhalte rund um den gelochten Ball in Bayern zuerhalten.

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Vielleicht interessiert dich auch…

Schreibe einen Kommentar