Bayern – Einen ganzen Trophy-Dreiklang bringt der Mai: Noch vor den bereits bekannten Turnieren der Regionalauswahlen in den Kategorien U17 weiblich (in Holzbüttgen) und U17 männlich (in Schenefeld), die beide zeitgleich am 30./31. Mai und 1. Juni stattfinden, macht die Erstauflage für die U15 männlich den Auftakt – nämlich schon dieses Wochenende in Dessau. Maximilian Krammer, Headcoach des bayerischen Landeskaders bzw. der süddeutschen Auswahl, schaut voraus auf das Turnier, das für sein Team am heutigen Freitagnachmittag mit der Partie gegen Berlin-Brandenburg beginnt. Alle Partien auf Youtube übertragen.
Servus! Lange Jahre war unser U15-Landeskader einer der wenigen in Deutschland, nun steht die Trophy in den Startlöchern. Ein begrüßenswerter Schritt, oder?
Krammer: „Die Entscheidung, eine U15-Trophy auszuschreiben, hat Floorball Deutschland letztes Jahr getroffen. Die Notwendigkeit ist eigentlich klar, denn die bisherige U17-Trophy kann nicht als Sichtungsgrundlage für eine U17-Nationalmannschaft dienen, weil ja mit Beginn der zweijährigen Kampagne ein Grundkader eingeladen werden muss und die Spieler dort eigentlich 14/15 Jahre alt sein sollen. Die U15-Trophy schließt diese Lücke nun. Wir sind froh drum, schließlich existiert unsere U15-Auswahl ja nun schon seit über zehn Jahren. Zu Beginn aus der Not geboren, keinen regionalen Großfeldspielbetrieb zu haben, ist der U15-Landeskader in den letzten Jahren zu einer wichtigen Vorstufe der U17-Auswahl geworden, die talentierte Spieler schon früh fördert.
Süddeutsche Talente ins Schaufenster für die Nationalmannschaft zu stellen gilt als wichtige Aufgabe der Trophy, die deren wohl wichtigstes Sichtungsinstrument darstellt. Außerdem reizt freilich der sportliche Wettkampf mit den anderen Regionen. Wie sieht das Ziel dieses Wochenende aus?
Krammer: „Ich bin ein Freund davon, im Leistungssport klare, ehrgeizige Ziele anzustreben. Wir wollen gewinnen. Auch wenn das Turnier eigentlich ein Sichtungswochenende für die Nationalmannschaft ist, geht es am Ende darum, dass jeder für jeden ans Limit geht und wir die anderen Regionen schlagen. Wenn es sich dann jemand verdient, für die Nationalmannschaft gesichtet zu werden, sind wir natürlich trotzdem stolz. Spieler bewusst in die Nationalmannschaft platzieren zu wollen, ist meiner Meinung nach aber nicht zielführend.“
Euren letzten Schliff habt Ihr Euch in Illtertissen geholt. Der dortige Lehrgang an diesem Standort, der auf der Floorballlandkarte noch keine ganz große Rolle spielt, war eine Premiere. Wie kam es dazu?
Krammer: „Das Gymnasium ‚Kolleg der Schulbrüder‘ ist auf uns zugekommen, weil dort lokal eine kleine Floorball-Community besteht. Vor Ort gibt es eine großfeldtaugliche Halle, eine Bande – und genügend engagierte Personen, die uns unterstützen. Das macht es auch aufgrund der geographischen Lage an der Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg zu einer guten Adresse um ein Trainingslager abzuhalten. Wir sind sehr zufrieden mit dem Standort und der Unterstützung der Schule.“
Du bist nun schon einige Zeit U15-Landestrainer und kannst die süddeutsche Entwicklung damit ganz gut einschätzen. Wie gut steht das aktuelle Team im Saft, unter anderem im Vergleich zu seinen Vorgängern?
Krammer: „Wir haben im Süden mittlerweile eine recht konstante Qualität an Spielern. Auch dieser Kader reiht sich dort ein, mit einigen sehr guten Spielern. Grundsätzlich stimmt die Tendenz also. Wir stellen in den letzten Jahren aber auch fest, dass wir sehr abhängig von einigen wenigen Vereinen sind. Das kann uns zum Nachteil geraten, wenn wir uns dieser Problematik nicht bald stellen. Ein zu hohes Leistungsgefälle und zu wenige gut ausgebildete Spieler werden uns langfristig schaden. Es braucht nun mal mindestens 50 sehr talentierte Spieler bei 25 Kaderplätzen, sonst ist der Spielerpool für einen echten Konkurrenzkampf einfach zu klein.“
Und jetzt der Blick über den Tellerrand: Wie stehen wir vor der Trophy im Vergleich zu den anderen Regionen da?
Krammer: „Abgesehen von Sachsen-Anhalt sind alle Teams absolute Wundertüten für uns. Ich würde mich aber so weit aus dem Fenster lehnen, dass wir einen Vorsprung haben, einfach weil wir schon so lange dabei sind und der Kader schon zwei Jahre in der aktuellen Konstellation besteht. Viele Spieler haben Erfahrung aus deutschen Meisterschaften, wir waren letztes Jahr an den Prague Games und haben dort auch Sachsen-Anhalt zweimal geschlagen. Am Ende ist aber entscheidend, ob wir das auch auf das Feld bringen. Auf dem Papier besser zu sein, hilft nach der entscheidenden Niederlage auch nichts, das haben bereits andere Auswahlteams in der Vergangenheit schmerzlich erfahren müssen.“
Anders als bei der U17-Trophy, wo fünf Teams im Jeder-gegen-jeden spielen, gibt es bei den sechs U15-Regionalauswahlen einen Modus, der zwei Vorrundengruppen vorsieht. Sinnvoll?
Krammer: „Der Modus mit sechs Teams und einer Gruppen- sowie Entscheidungsphase ist sicher sinnvoll. Im Hinblick auf unsere Ziele kann das aber auch gefährlich sein. Ein schlechtes Spiel hat im Jeder-gegen-jeden unter Umständen trotzdem noch zum Trophysieg reichen können, aber eine Niederlage in Halbfinale oder Finale kann man nicht kompensieren. Der damit verbundene Druck kann zu einem Hindernis werden. Wir müssen alles dafür tun, uns in jedem Spiel die größtmögliche Chance auf den Sieg zu geben und von Anfang an für alles bereit sein.